Kunst wirkt: Was Kunst für deine psychische Gesundheit tut

Kunst ist ein ganz besonderer Freiraum. Ein Raum, in dem wir uns erlauben, uns auszudrücken – frei von äußerer und möglichst auch innerer Zensur. Die Möglichkeit, das, was uns im Innersten bewegt, in eine Form zu bringen, bereichert unser Leben. Genau das berichten viele Kunstschaffende: In ihrem künstlerischen Schaffen finden sie Ruhe, Klarheit und Stabilität, manchmal sogar dann, wenn ihr Leben chaotisch ist. Warum ist das so? Und was passiert, wenn wir unsere Kunst zu sehr ökonomischen Zwängen unterwerfen?

Kunst als Raum für innere Freiheit

Künstlerisches Schaffen eröffnet einen Ort, an dem wir unser inneres Erleben in eine äußere Form übersetzen können: Gefühle, Erinnerungen, Visionen werden sichtbar und greifbar. Trauer oder Wut können in Farbe fließen, Ängste in Formen, Gedanken in Klänge, Unaussprechliches findet Gestalt.

Indem wir unsere Inhalte künstlerisch ausdrücken, transformieren wir sie. Wir geben Emotionen Form und Körper und integrieren Erfahrungen, die sonst vielleicht unbewältigt blieben. Gerade weil Kunst zweckfrei sein darf, entfaltet sie in diesem Prozess ihre heilsame Kraft. Sie stabilisiert, entlastet und wirkt wie ein inneres Ventil. So wird Kunst zu einem wichtigen Teil der Selbstfürsorge.

Wenn der Kommerz Druck erzeugt

Dieser Freiraum schwindet jedoch schnell, wenn Kunst unsere Existenz sichern soll. Dann sollen kreative Impulse nicht mehr frei fließen, sondern markttaugliche Werke hervorbringen, die sich an Trends, Nachfrage oder Sammlerinteressen orientieren. So wird Kunst zum Mittel zum Zweck und das, was uns eigentlich tragen und heilen könnte, erzeugt Belastung.

Das Ideal der „reinen Kunst“

Viele, die davon träumen, zu 100 % von ihrer Kunst zu leben, tappen in genau diese Falle. So romantisch dieses Ideal auch klingen mag, die Realität sieht ernüchternd aus: Nur etwa 10–15 % der bildenden KünstlerInnen in Deutschland können dauerhaft ausschließlich von ihrer Kunst leben. Für die große Mehrheit ist die Einkommenssituation prekär, oft reichen die Einnahmen nicht einmal aus, um die Kosten der künstlerischen Arbeit zu decken.

Wer dennoch am Ideal der vollständigen Selbstfinanzierung durch Kunst festhält und Nebenjobs, Aufträge oder Lehre als Scheitern empfindet, setzt sich enorm unter Druck. Der Widerspruch zwischen künstlerischer Freiheit und dem Zwang, zahlungskräftigen Erwartungen gerecht zu werden, kann so zur psychischen Belastung werden.

Die Lösung: Kunstschaffen auf zwei Ebenen

Tatsächlich lässt sich künstlerisches Arbeiten in zwei klar unterscheidbare Ebenen unterteilen:

  • Innere Ebene: Ausdruck, Symbolisierung, Selbstfürsorge – hier wirkt Kunst heilend.
  • Äußere Ebene: Sichtbarkeit, Vermarktung, Existenzsicherung – hier wirkt Kunst als Beruf.

Gesund ist es, wenn beide Ebenen nebeneinander bestehen dürfen und man bewusst unterscheidet, wann welche Rolle in den Vordergrund tritt.

Ein geschützter Raum für die eigene Stimme

In der Praxis bedeutet das, sich einen Bereich zu bewahren, der frei von Marktlogik bleibt. Ein inneres Atelier, in dem nur die eigene Stimme zählt. Skizzen, Notizen und Experimente, die niemals gezeigt werden – aber unverzichtbar sind, um die eigene innere Quelle lebendig zu halten.

Wahrscheinlich pflegen viele erfolgreiche Künstler und Künstlerinnen solche Räume ganz bewusst: Während sie einen Teil ihrer Werke auf dem Kunstmarkt präsentieren und damit einen Resonanzraum für Sammler, Institutionen, Kuratoren schaffen, bleibt ein anderer Teil privat und dient ausschließlich dem eigenen inneren Prozess: unsichtbar, frei, psychisch notwendig.

Fazit

Kunst ist mehr als ein Beruf, sie ist ein Raum psychischer Freiheit. Wer diesen Raum bewahren möchte, sollte ihn nicht vollständig zur Erwerbsquelle machen. Viel klüger ist es, sich bewusst eine zweckfreie Zone zu erhalten, auch wenn man sie durch Nebentätigkeiten finanziert.

Denn Kunst wirkt. Sie stärkt die Seele. Und genau darin liegt ihr größtes Geschenk.

Fakten zur Realität (Studie 2025)

  • Nur ca. 10–15 % der bildenden Künstler:innen können ausschließlich von ihrer Kunst leben.
  • Das durchschnittliche Jahreseinkommen liegt bei 6.000–12.000 € (Median).
  • Über 90 % erleben regelmäßig Phasen ohne Einkommen.

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